Einige Pressestimmen zu "Der Stimmenimitator"
Hermann Beil tritt ans Lesepult, kramt aus der Aktentasche einen
Haufen Schreibmaschinenblätter und liest, rezitiert, singt
(!) und spielt Kürzestgeschichten aus einer verrückt
gewordenen Welt von gespenstisch skurrilen Eigenbrödlern,
Ignoranten und Wahnsinnigen.
Schwäbisches Tageblatt, Tübingen
Hermann Beil, durchaus schon berüchtigt als Thomas-Bernhard-Vorleser
("Wittgensteins Neffe"), von seinen Beteiligungen an
diversen Uraufführungen von dessen Stücken ganz zu
schweigen, las nun im Foyer des BE aus durchtriebener Kurzprosa
des Österreichers: "Der Stimmenimitator". Musikalisch
begleitet, nein, immer wieder weitergetrieben, in einem Gipfelpunkt
der lustvollen, sarkastischen Seelenpeinigungen hineingetrieben
von Claus Riedl. Es sind Geschichten, die oft nicht mehr als
eine Bücherseite füllen: Philosophen, die Gastwirte
werden; Taubstumme, die eine Kammermusikvereinigung in die Erschöpfung
treiben; Höhlenforscherrettungsmannschaften, die leider
nicht so planmäßig heraus- wie hereinkommen. Immer
sucht sich der Wahnsinn eine Kopf, der Irrsinn ein Herz, das
Absurde eine menschliche Beziehung. Von Mord und Totschlag wird
in jenem "objektiven" Ton erzählt, der unser Reich
kollektiver Gleichgültigkeit zusammenhält. Der Mensch
in seiner scheinbaren Freiheit und der Mensch in seiner Zwangslage
(welche stets weit weniger scheinbar daherkommt) - Beil ist wie
Bernhard brutal in seinem Aufklärerwitz. Unmerklich zwar,
doch unaufhaltsam formt sich hinter Lakonie des Makabren, hinter
der Boshaftigkeit des Sachlichen eine eigenständige Melodie
des leidenschaftlich Lebendigen und trotzig Humanen.
Neues Deutschland, Berlin
Schon die Herkunft der beiden bürgt für Authentizität.
Beil ist Co-Direktor am Wiener Burgtheater gewesen, Riedl musizierte
früher bei den Wiener Philharmonikern. Doch die leichte
Dialektfärbung allein macht es noch nicht. Entscheidend
ist hier jene Haltung, die sich in Beils Tonfall kundgibt, der,
wo er ernst wird, ironisch wirkt, und tiefernst-abgründig,
wo er witzelt. Niemals kann man sich ganz sicher sein, ob er's
auch so meint, wie er's sagt. Die Klangminiaturen Claus Riedls
auf Klavier, Geige oder Mandoline illustrieren das Gelesene an
der einen Stelle, setzen ironische Kontrapunkte an der anderen,
dann wieder klingen sie fast melancholisch nach.
Etwas Besseres als eine solche interpretatorische Janusköpfigkeit kann
diesen Bernhard'schen Texten nicht passieren. Komisches und Tragisches liegen
hier eng beieinander. Alles aufs äußerste verknappt - Bernhard in
kleinen Dosen. Kräftige Destillate sind das, Essenzen. Oft unterscheiden
sich Wirkliches und Erfundenes kaum voneinander.
Dresdner Neueste Nachrichten
Une récitation subtile et très musicale
Dernière Nouvelles d' Alsace
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